54 Judo-Matten für befreundeten Judo-Verein in Rumänien
Mattenspende nach Rumänien gefahren
Mitte des Sommers wandte sich ein Judo-Verein aus Rumänien mit einem Hilferuf an den Vorstand des Judoclubs Bad Krozingen-Hausen. Der Judosportclub Albesti unterrichtet Kinder und Jugendliche in einem Brennpunkt-Gebiet in Rumänien. Durch Judo lernen die Kids Selbstbewusstsein, Selbstbehauptung und Körpergefühl und können sich in einem sicheren Raum austoben. Der Verein verlangt von den Mitgliedern keine Gebühren oder Beiträge für das Training. Selbst die Startgebühren für Wettkämpfe werden durch Spenden finanziert bzw. sind entsprechend ohne genügend Spenden teilweise schwierig zu stemmen. Die größte Herausforderung des rumänischen Vereins ist der aktuelle Zustand ihrer Judo-Matten. Die Matten sind dermaßen kaputt, löchrig und fallen bereits auseinander, sodass der Verein seit einigen Monaten eine Bauplane über die Matten legen muss, damit überhaupt noch ein Training möglich ist. Der dortige Judoverein hat ca. 40 Kinder und 20 Erwachsene Mitglieder.
Aufgrund des Hilferufs des rumänischen Vereins hat sich der Judoclub Bad Krozingen kurzerhand entschlossen, zu helfen. Insgesamt wurden 54 Judo-Matten (15 gelbe und 39 blaue) aus dem Fundus des JC Bad Krozingen aussortiert. Die Matten sind in einem sehr guten bis guten Zustand. Zusätzlich wurden alle bisher dem JC Bad Krozingen gespendeten Judo-Anzüge und Gürtel aus dem Lager und den Schränken des Vereins gesammelt und gewaschen. Durch einen Spenden-Aufruf innerhalb des JC Bad Krozingen kamen auch seitens der Mitglieder noch einmal viele Anzüge und Gürtelspenden zusammen. Alles zusammen wurde zu Beginn der Herbstferien in einen großen Anhänger geladen.
Der 2. Vorstand des Judclubs Bad Krozingen, Britta Diekmann, machte sich dann noch am selben Abend mitsamt ihrer Familie einschließlich Hund Otto mit ihrem Oldtimer T3-Campingbus mitsamt dem Anhänger auf in Richtung Rumänien. Insgesamt fuhren sie für die knapp 1.700km zwei Tage und eineinhalb Nächte komplett durch – unterbrochen wurde die Fahrt nur durch zweimaliges Keilriemen Nachspannen und kurze Tankstops. Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Gespanns auf den Autobahnen lag bei etwa 80km/h, auf den rumänischen Landstraßen aufgrund ihrer mangelnden Qualität bei nur 45 km/h. Quer durch Ungarn, durch die Karpaten bis in die rumänische Stadt Sighisoara in Transsylvanien (nahe dem aus Bram Strokers Roman bekannten Schloss von Graf Dracula). Endlich angekommen, wurden die Reisenden vom Vereinsvorsitzenden Sergiu Fintoc und seiner Tochter herzlich empfangen. Der Campingplatz, auf dem Familie Diekmann während ihrer Zeit in Sighisoara übernachtet, hat extra für die Diekmanns wieder geöffnet. Sergiu Fintoc ist nicht nur Vereinsvorstand des Judosportclubs Albesti, sondern auch Vize-Bürgermeister der Stadt Albesti bei Sighisoara. Zur Begrüßung gab es ein typisch rumänisches Abendessen: Eine große, ausgehöhlte Brotkugel gefüllt mit Bohneneintopf und Speck. Anschließend gab es ein familiäres Beisammensein im Haus von Sergiu Fintoc. Die Töchter von Sergiu Fintoc sprechen fließend Deutsch, beide gehen auf die dortige deutsche Schule, auf der auch Sergiu Fintoc war. Diese Schule stammt noch aus der Zeit, als in dem rumänischen Gebiet Siebenbürgen viele deutsche Siedler gewohnt haben. Heute gibt es nur noch 120 Sachsen in der ganzen Stadt. Vor 30 Jahren waren es noch 1700.
Der Besuch setzte sich am nächsten Tag mit der Übergabe der gespendeten Judo-Matten fort. Gemeinsam wurde alles ausgeladen und in der noch produzierenden Wurst-Garn-Fabrik des Vaters von Sergiu Fintoc kurzzeitig eingelagert. Der Judosportclub Albesti muss Ende des Jahres die Schul-Turnhalle verlassen und in einen anderen Raum als behelfsmäßiges Dojo umziehen. Solange werden die Matten in der Fabrik eingelagert. Als Sightseeing-Programmpunkt wurde anschließend die Altstadt von Sighisoara (auf Deutsch Schässburg) besichtigt. Am Abend fand dann ein gemeinsames Judo-Training statt – noch in der Schul-Turnhalle auf den alten Matten mit der inzwischen auch auch mehrfach geklebten Baufolie als Abdeckung. Vom Gefühl her ein phantastisches und sehr intensives Training, abgehalten auf einem Untergrund, der einer rutschigen Eisfläche mit unsichtbaren Löchern gleichkommt. Die Judomatten-Spende des Judoclubs Bad Krozingen Hausen ist beim Judosportclub Albesti jedenfalls in den richtigen Händen gelandet.
Die spontane Unterstützungs-Aktion und der Besuch in Rumänien ist hoffentlich der Beginn einer langen, grenzüberschreitenden Vereins-Freundschaft und ein Startschuss für künftigen regelmäßigen, freundschaftlichen Austausch und gegenseitige Besuche beider Vereine.
Hier ein paar Eindrücke (Bilder: Britta Diekmann)